Web-Baukästen - Eine Betrachtung

19. Juli 2024
Autor: Peter Schnoor   |   Lesezeit: 7 Minuten

Gerade in Zeiten knapper Kassen stellen sich viele die Frage: Brauche ich für meine Website unbedingt einen Webdesigner? Oder reicht auch ein günstiger Web-Baukasten? Wir wollen dieser Frage hier nachgehen.

Man sieht die Angebote immer wieder: Web-Baukästen oder Dienste, die versprechen, eine Website schnell, unkompliziert und günstig zu erstellen. Diese Angebote klingen verlockend in Zeiten, wo das Leben und Wirtschaften immer teurer wird. Und die Frage ist berechtigt: Was sind denn genau die Vorteile von professionellen Webdesignern? Lässt sich mit einem Baukasten nicht viel Geld sparen?

Dieser Frage wollen wir in drei Punkten nachgehen. Zunächst wollen wir uns ansehen, was genau es für Angebote gibt. Denn da gibt es durchaus wichtige Unterschiede. In einem zweiten Schritt wollen wir uns die Vorteile dieser Angebote ansehen, und warum es durchaus manchmal sinnvoll sein kann, sie zu nutzen. Aber natürlich wären wir keine Webdesigner, wenn wir unseren Beruf nicht sinnvoll fänden. Deshalb wollen wir in einem dritten Schritt ansehen, was ein Webdesigner Ihnen für Vorteile bringt, an die ein Baukasten noch nicht heranreicht. Dann können Sie selber entscheiden, was am besten auf Sie und Ihre Situation passt.

Welche Alternativen gibt es zum Webdesigner?

Es gibt zahlreiche verschiedene Alternativen zum klassischen Webdesigner, und die wollen wir hier kurz beleuchten:

1. Der klassische Web-Baukasten

Viele Anbieter, insbesondere Telekommunikationsunternehmen und kleinere Start-Ups, haben in ihrem Portfolio noch den klassischen Web-Baukasten. Dieser ist eine Online-Maske, die den Nutzer mal mehr, mal weniger ausgefeilt in die Lage versetzt, sich über visuelle Elemente eine eigene Website zusammenzubauen. Das ist insofern ein Vorteil gegenüber einem externen Webdesigner, als man alles selber machen kann und nicht auf die Kompetenz Dritter angewiesen ist. Dieser Vorteil kann aber auch ein Nachteil sein: Man muss alles selber machen.

  • Klassische Web-Baukästen haben eine Lernkurve, denn die Bedienung ist nicht immer intuitiv.
  • Man investiert in die Erstellung der eigenen Website die eigene Zeit.
  • Man muss sich zwangsläufig selber etwas in die Materie einarbeiten, um eine Website zu bauen.

2. Der Website-Service

Es gibt Anbieter, die den Web-Baukasten durch einen menschlichen Bediener erweitern. In der Praxis funktioniert das dann so, dass Sie als Kunde mit dem Anbieter ein ausführliches Analysegespräch führen, damit dieser weiß, in welche Richtung es gehen soll. Anschließend nutzt ein Mitarbeiter des Anbieters einen klassischen Web-Baukasten, um Ihnen die Website dort zusammenzubauen. Manche Anbieter schreiben Ihnen auch passende Texte, manche binden gleich schon passende Bilder ein.

  • Die eigene Einarbeitung in den Web-Baukasten ist hier nicht nötig
  • Für Erstellung und Änderung der Website ist aber die Hilfe des Anbieters nötig.
  • Diese Angebote sind häufig deutlich teurer als klassische Web-Baukästen.
Tatsächlich sind gerade hier die Grenzen zum klassischen Webdesign fließend. Denn auch wenn ausgewachsene Content Management-Systeme wie Wordpress keine klassischen Web-Baukästen sind, sind sie doch inzwischen so anwenderfreundlich, dass auch Webdesign-Laien sie bedienen können. Und so kommt es, dass jeder Grafikdesigner und auch manche Studenten, Rentner etc. eine kleine "Webagentur" aufmachen können und Websites anbieten - oft sehr günstig. Hier gelten aber im Großen und Ganzen die selben Vor- und Nachteile wie bei Web-Baukästen, weil auch das Prinzip, eine Website zu erstellen, ganz ähnlich läuft.

3. Der KI-Web-Baukasten

Mit der Verbreitung von KI entstehen auch neue Geschäftsmodelle. Erste Anbieter bieten bereits Pakete an, wo Ihnen eine KI die komplette Website erstellt. In der Praxis sieht das oft noch sehr unterschiedlich aus. Von einer kompletten Website-Erstellung nach Eingabe eines einzigen Befehls bis zu einer Mischung von KI und klassischem Web-Baukasten ist alles möglich. Letztere Lösung erscheint mir deshalb sinnvoll, weil sich die von der KI erstellten Inhalte so leichter ändern lassen, als wenn man den Befehl anpassen und die Website neu erstellen lassen muss. Ich persönlich denke, wir müssen uns nichts vormachen. Die KI wird bereits bald den klassischen Programmierer, und zu einem gewissen Grad auch andere Fähigkeiten eines Webdesigners ersetzen. Nach dem ersten Hype vor einigen Monaten stellt sich aber auch immer mehr heraus:

  • Auch eine KI braucht erfahrene Bediener, sonst kommt nichts Sinnvolles dabei heraus.
  • Bisher sind die Produkte von KI oft vorhersehbar, langweilig und wenig individuell.
  • Im Marketing, von die Herausstellung individueller "Selling Points" von besonderer Bedeutung ist, hat KI bisher noch Nachteile.

Die Vorteile von Web-Baukästen

Web-Baukästen haben einige Vorteile. Am auffälligsten ist natürlich erstmal der Preis, der oft unschlagbar günstig ist - obwohl man hier etwas vorsichtig sein muss, denn auch kleine Beträge summieren sich schnell, wenn man sie monatlich zahlen muss. Aber es gibt auch weitere, vielleicht weniger auffällige Vorteile:

  • Man kann häufig eine Website schneller erstellen, als das mit einem Webdesigner möglich ist.
  • Man muss oft keine eigenen Texte oder Bilder mitbringen. Texte zu erstellen und passende Medien auszuwählen, bieten zwar auch Webagenturen an, aber das kostet oft Aufpreis. Bei vielen Web-Baukästen ist dieser Service inklusive.
  • Web-Baukästen erfordern keine Programmier-Kenntnisse.

Warum dann Webdesigner?

Websites aus Baukästen sind also billiger, einfacher, oft sogar auf Knopfdruck - was für Vorteile könnte also ein klassischer Webdesigner haben?

Nun, da gibt es einige. Zunächst ist vielleicht wichtig, daran zu erinnern, dass billig und schnell nicht unbedingt Merkmale für Qualität sind. Gleichzeitig ist es aber auch nicht automatisch ein Merkmal von Qualität, wenn etwas besonders teuer ist. Gute Webdesigner finden meistens Wege, eine professionelle Website zu erstellen, die im Budget des Kunden liegt, ohne dabei an der Qualität zu sparen.

Wir haben in einem anderen Artikel bereits gesehen, was eine erfolgreiche Website im Kern ausmacht: der Fokus auf die Bedürfnisse der Kunden. Dazu gehören viele Aspekte:

  • Ladezeit
  • Barrierefreiheit
  • Kundenzentrierte Texte und Inhalte
  • Kundenzentrierte Struktur der Website
  • Datenschutz
  • Sicherheit
  • Nachhaltigkeit

Natürlich kann man nicht pauschal sagen, dass Baukasten-Websites in all diesen Punkten hinter einer Website vom Webdesigner zurückbleiben. Aber in vielen dieser Punkte werden Abstriche gemacht, um das Baukasten-Angebot so günstig halten zu können. So haben Kunden meistens keinerlei Einfluss darauf, welche Cookies von Baukästen gesetzt werden - was aber Auswirkungen hat auf die DSGVO-Konformität der Website. Oft fehlt Kunden auch die Erfahrung, um beurteilen zu können, ob eine Website wirklich kundenzentriert und suchmaschinenoptimiert aufgebaut ist. Und die Barrierefreiheit von Websites aus dem Baukasten hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert - was man aber von der Ladezeit oft nicht sagen kann.

Insgesamt liegen Baukasten-generierte Websites in vielen dieser Punkte hinter Webites vom Webdesigner zurück. Was aber noch dazu kommt, sind Faktoren, die für Sie als Website-Betreiber vielleicht von Interesse sind:

  • Unabhängigkeit: Websites von guten Webdesignern sind so angelegt, dass Sie als Kunde nicht an die Agentur gebunden sind, sondern jederzeit eine andere Agentur mit der Wartung und Überarbeitung der Website beauftragen könnten - ohne, dass diese sich erst mühsam einarbeiten muss. Das ist bei Websites aus Baukästen nicht gegeben. Sie sind an den Anbieter und ggf. weitere Drittanbieter auf Gedeih und Verderb gebunden.
  • Skalierbarkeit: Baukasten-Websites lassen sich nur bedingt skalieren oder auf geänderte Anforderungen anpassen. Das kann vor allem für Startups und in schnellebigen Branchen von großer Bedeutung sein.
  • Zeit: Bei klassischen Web-Baukästen müssen Sie noch selber ran. Diese Zeit der Einarbeitung erspart Ihnen ein Webdesigner.
  • Image: Websites aus Web-Baukästen erkennt man häufig als solche - sei es, durch die Domain oder durch einen Hinweis im Fuß der Seite. Das wirft oft ein zweifelhaftes Licht auf die Professionalität der Firma und kann das Image beschädigen.
  • Individualität: Sie bekommen bei einem Baukasten eine Website aus einem Baukasten - und die sieht auch so aus. Die meisten Websites aus Baukästen ähneln sich optisch sehr, was durch die technischen Gegebenheiten bedingt ist. Eine wirklich individuelle Website bekommen Sie nur beim Webdesigner.

Und abschließend sei noch einem Missverständnis vorgebeugt: Auch Websites vom Webdesigner lassen sich von Ihnen als Kunden selbst bedienen und anpassen. Sie sind nicht für jede Änderung von Texten, Bildern oder anderen Inhalten auf uns als Webdesigner angewiesen. Wir führen Sie sehr gerne in die Bedienung des CMS ein, sei es Wordpress, Drupal oder ein anderes!

Fazit

Wir raten unseren Kunden in einer Beratung nicht grundsätzlich von Web-Baukästen ab, denn unbestreitbar haben diese Angebote ihre Vorteile. Insbesondere im Prototyping, wenn man nur schnell eine kurzlebige neue Website braucht, sind solche Baukästen sehr nützlich.

Für eine professionelle Website, die individuell, qualitativ hochwertig und langlebig sein soll, sind Web-Baukästen aber eher nicht zu empfehlen. Hier lohnt es sich, einen Webdesigner zu beauftragen.

Eine neue Website gesucht?

Kontaktieren Sie uns - wir beraten Sie gerne und umfassend. Zu verlieren haben Sie nichts. Wenn Ihnen unser Angebot nicht zusagt, können Sie ja immer noch einen Web-Baukasten nutzen.

Unterschrift
Peter Schnoor, Gründer Netjutant
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